Tumorwunden
Tumor Wunden
Status: zu Prüfen
Ziele
- Förderung der Lebensqualität
- Vermeiden bzw. Minderung von Komplikationen wie Schmerzen, Infektionen, Juckreiz, Blutungen, hohen Exsudatmengen, unangenehmen Gerüchen und Körperbildstörungen
- Hinauszögerung von Wundwachstum/-zerfall
- Individuell angepasste Palliativversorgung
- Koordiniertes Vorgehen, d.h. alle Anwendergruppen arbeiten nach der gleichen Vorgehensweise
Beschreibung der Erkrankung
Externe Ulceration aufgrund bestehender Tumorerkrankung unterschiedlicher Genese. Die Lokaltherapie stellt nur eine unterstützende Massnahme dar. Der Tumor sollte möglichst kausal, das heisst durch chirurgische, radiotherapeutische oder chemotherapeutische Verfahren behandelt werden. Wenn dies nicht mehr möglich ist, handelt es sich um eine Palliativsituation, in der alles versucht werden sollte, was die Beschwerden der Patienten
lindert. Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten durch Behandlung der mit der Tumorerkrankung einhergehenden Beschwerden.
Lokalisation
Alle Körperregionen möglich
Diagnostik
Diagnostik der Grunderkrankung ist abgeschlossen. Ggf. weiterführende Diagnostik je nach Befundsituation, z.B.:
- bekanntes Tumorleiden mit Hauttumor oder Hautmetastasen- Diagnostik
- entsprechend der Leitlinien der zugrundeliegenden Tumorerkrankung
- Wunde, welche tumorverdächtig aussieht (z.B. aufgeworfener Randwall, Pigmentierung) oder seit längerem keine Abheilung zeigt
- Biopsie zum Malignitätsausschluss
- bei bekanntem Tumorleiden und Sekundärinfektion - Abstrich
Therapie
Grundsätzlich die Vorgehensweise wie in der Leitlinie „Verbandwechsel bei chronischen Wunden ambulant und stationär“ beschrieben.
Es bestehen gute Erfahrungen (Evidenzlevel IV) mit:
- Geruchsreduktion:
→ Keimreduktion: Einsatz von zeitgemäßen Lokalantiseptika auf Octenidin- oder Polihexanidbasis, Vorteil ist zudem eine geringere Infektionsgefahr;
→ Geruchsbindung (Eiweissbindung): Verwendung von Aktivkohle mit/ohne Silber oder durch Einsatz von in Apotheken zubereiteter 2%iger
Chlorophylllösung (wirkt natürlich geruchsbindend und wird auf die wundabgewandte Kompressenseite geträufelt (Off-Label-Therapie))
→ Bei Bedarf Einsatz von Clorophylldragees (z.B. Stozzon) gegen Mund-/Körpergeruch
→ Verbandwechselintervalle anpassen
→ orale Antibiotika in niedriger Dosierung (Clindamycinsaft 3x20ml/d) - Exsudatmanagement:
→ Wundauflagen mit Superabsorber ohne Folienbeschichtung
→ Bei kleineren Exulcerationen mit hohem Exsudataufkommen ggf. Einsatz von Stoma-/Drainagebeuteln; zur Geruchsminimierung können Süssstofftabletten in den Beutel gegeben werden oder Beutel mit Kohlefilter verwenden
→ Verbandintervalle anpassen: so häufig wie nötig – so selten wie möglich - Blutung stoppen:
→ wenn möglich Kompression oder lokaler Druckverband
→ Verbesserung der Blutgerinnung
→ Betroffene Region kühlen
→ Einsatz von blutstillenden Präparaten (nach AVO), z.B. Alginate, lokale Hämostyptika (z.B. Tabotamp oder mit Adrenalin 0,1% getränkte Kompressen (Off-Label-Therapie) - Hautschutz:
→ mechanische Reizung beim Verbandwechsel vermeiden z.B. engmaschige Wunddistanzgitter, z.B. silikonbeschichtete Wundauflagen;
→ Wundrandschutz
→ hautschonende Fixierung, z.B. mit Silikonpflaster
Cave:
Folienbeschichtete Wundauflagen fördern ein feucht-warmes Wundmilieu und das Zellwachstum, daher exulzerierende Tumorwunden nicht damit abdecken - Wachstum der Tumorzellen kann gefördert werden; konventionelle Sekundärabdeckung bevorzugen.
Ausnahme:
Im Fokus stehen Lebensqualität und Wünsche des Betroffenen. Möchte dieser z.B. mit Angehörigen „schick“ zu Mittag essen, kann ein kurzzeitig eingesetzter Folienverband situationsgerecht Gerüche bannen.
Unterstützende/begleitende Maßnahmen
- Angemessenes Schmerzmanagement mit Schmerzerfassung und -protokoll
- Psychosoziale Betreuung der Patienten und Bezugspersonen
- Zur Geruchsminimierung im Patientenzimmer, z.B. Schälchen mit Kaffeepulver aufstellen, Kleidung und Bettwäsche regelmäßig wechseln und Raum gut belüften; ggf. Aromatherapie über geschulte Aromatherapeuten nutzen
- Zur Vermeidung von Panikreaktionen des Betroffenen angesichts großer Blutflecken auf der Bettwäsche, dunkle/farbige Tücher und Bettwäsche
verwenden - Das Ziel der Behandlung, kurativ oder palliativ, ist vor Therapiebeginn festzulegen
- Die Lebensqualität des Patienten steht im Mittelpunkt
- Ggf. palliative Operationen
- Siehe Empfehlungen „Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin“ www.dgpalliativmedizin.de