Chronische Wunden
Chronische Wunden bei venösen Ulcera
Status: definitiv
Ziel
- Koordiniertes Vorgehen alle an der Behandlung beteiligten Personen
- Förderung des Wundheilungsprozesses, Vermeiden von Komplikationen
- Einheitliches Vorgehen bei Diagnostik, Therapie und Wundbehandlung
- Förderung der Lebensqualität
Definition
Chronische Wunden in Folge/in Kombination mit einer chronisch venösen Insuffizienz
Ursachen
Venöse Stase mit Erhöhung des Venendrucks durch:
- Dauerhaft verminderten venösen Rückfluss – Schädigung der Venenklappen
- Immobilität
- Varicosis
- Thrombophlebitis
- Postthrombotisches Syndrom
- (Angeborene) Klappenlosigkeit der Leitvenen
Klinische Ausprägung
- Ödembildung
- Besenreiser / Seitenastvaricose, Stammvarikose
- Venenkonvolute
- Corona phlebectatica
- Dermatoliposklerose
- Atrophie blanche
- Purpura jaune d`ocre (gelb-braune Hautverfärbung aufgrund von Hämosiderin)
- Stauungsekzeme / Stauungsdermatitis
- Ulcus cruris venosum
Diagnostik
Unter Berücksichtigung der Stadieneinteilung nach Widmer / CEAP
Vgl. auch Checkliste (CHL) „Chronische Wunden bei venösen Ulcera“
- Anamnese
- Inspektion
- Technische Untersuchung: Ultraschall – Doppler Beinarterien, Farb - Duplex - Sonographie, Phlebographie
Differentialdiagnostik: siehe Standard Dermatologische Wunden (!)
Therapie
- Lokaltherapie
- Wundreinigung (siehe Standard Wundreinigung)
- stadiengerechte Wundversorgung (siehe. Standard Lokaltherapie)
- operative Therapie
- Ulcusexcision
- Shavingtherapie
- Verschiedene Methoden der plastischen Deckung, z.B. Mesh-Graft-, Vollhaut-,Lappenplastik
- Faszieektomie
- Kompressionstherapie
- Kompressionstherapie (siehe Standard Kompressionstherapie)
- Invasive Therapie des Venensystems
- Varizensanierung
- Ausschaltung insuffizienter epifaszialier Venenabschnitte und Perforantes bei Varikose
- Behandlung venöser Obstruktionen
- Systemische Therapie
- Antikoagulantien
- Antibiotikatherapie nach Antibiogramm nur bei systemischer Infektion
- Schmerztherapie
Unterstützende und begleitende Massnahmen
- Physikalische Verfahren
- Bewegung zur Betätigung der Muskelpumpe, Gangschulung
- Manuelle Lymphdrainage mit adäquater Kompressionstherapie
- Apparative intermittierende pneumatische Kompression (AIK)
- Kontrollen
- Hautzustand
- Venenstatus und -funktion
- arterielle Durchblutung
- Ödeme: 1x/Woche Messung von Knöchel- und Wadenumfang zur Erfolgskontrolle der Kompression
- Hautpflege
- siehe Empfehlung Hautschutz bei chronischen Wunden
- cave: Ekzem, allergische Hautreaktion
- DD Kontaktdermatitis, bakt. Infektion
- Bekleidung und Schuhwerk
- kein Tragen von einschnürender Kleidung
- ausreichend weite, geschlossene Schuhe mit flachen Absätzen
Hinweise
- Vgl. Checkliste (CHL) chronische Wunden bei venösen Ulcera
- Berücksichtigung relativer/absoluter Kontraindikationen für genannte Therapien
- z.B. pAVK absolute Dopplerdruckwerte < 80 mm HG
- Differentialdiagnostisch gemischt venös-arterielles bzw. lymphatisches Ulcus berücksichtigen
Vgl. auch AWMF-Leitlinien: S3-Leitlinie 091-001
Wichtig: ein mehrere Wochen bestehendes Ulcus cruris, das auf eine adäquate Therapie nicht anspricht, sollte dringend weiterführender Diagnostik unterzogen werden. (z.B. Ausschluss eines Hauttumors, Vasculitis, Pyoderma gangränosum)