Schmerzbehandlung
Schmerzbehandlung
Status: zu Prüfen
Ziele
- Erkennen und zielgerichtetes Behandeln einer evtl. Schmerzsituation
- Verbesserung der Lebensqualität
- Förderung des Wundheilungsprozesses und der Lebensqualität, Vermeiden von Komplikationen
- Koordiniertes Vorgehen aller an der Behandlung beteiligten Personen
Definition
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“ (Def. lt. IASP International Association for the Study of Pain 1986) Dieser Standard bezieht sich auf Schmerzen, die in Folge einer chronischen Wunde entstanden sind.
Schmerzarten und Ursachen
- Nozizeptiver Schmerz: durch Reize ausgelöst, z.B. mechanisch, thermisch, chemisch
- Neuropathischer Schmerz: durch Störung oder Verletzung des peripheren sowie des zentralen Nervensystems ausgelöst
- Psychogener Schmerz:: ausgelöst durch unverarbeitete seelische Konflikte. Es besteht kein organisches Korrelat.
Bei Wunden lässt sich Schmerz zusätzlich unterteilen in:
- akuten Wundschmerz (entspricht dem nozizeptiven Schmerz)
- akut-rezidivierenden Wundschmerz (wiederkehrender nozizeptiver Schmerz bei bestimmten Tätigkeiten, z.B. Verbandwechsel, Wundspülung)
- chronischen Wundschmerz (permanente Empfindungsstörung; ist unabhängig vom auslösenden Reiz)
Vorgehen (siehe Checkliste)
Primär geht es darum, den Schmerz zu verstehen. Dies kann erreicht werden durch
- Ermitteln der Schmerzart
- Ermitteln der Schmerzlokalisation
- Ermitteln der Schmerzqualität
- Ermittlung der Schmerzursache
- Erfragen bisher durchgeführter Schmerztherapien
- Schwere des akuten Schmerzes protokollieren, z. B. visuelle Analogskala (VAS), numerische Rangskala (NRS), Gesichter-/Smileyskala, verbale Rangskala
- Verlauf des chronischen Schmerzes unter Effekt der durchgeführten Schmerztherapie im Schmerzprotokoll/-tagebuch dokumentieren
- Erfragen aller bisher angewandten Methoden zur Schmerzreduktion (Anamnese)
Lokaltherapie:
- Möglichst atraumatischer Verbandwechsel durch individuell angepasste Materialien und Strategien (siehe Standard „Schmerzvermeidung beim Verbandwechsel“)
- Begleitende und unterstützende Massnahmen siehe Standard „Schmerzvermeidung beim Verbandwechsel“
- Lokale Anästhesie
- Wärme/Kälte
Systemische Therapie: (orientiert sich am WHO-Stufenschema)
- Stufe 1: Nichtopioid-Analgetika + ggf. Begleitmedikation
- Stufe 2: Nichtopioid-Analgetika + schwaches Opioid-Analgetikum + ggf. Koanalgetika und Supportiva
- Stufe 3: Nichtopioid-Analgetika + starkes Opioid-Analgetikum + ggf. Koanalgetika und Supportiva
Koanalgetika sind hierbei Arzneimittel anderer Indikationsgebiete, die die Therapie unterstützen. Hierunter fallen u.a.: Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva und Tranquilizer).
Supportiva, wie Antiemetika, Laxantien, Antacida (H2 – Blocker, Protonenpumpenhemmer), Sedativa, Antiallergika und Antitussiva minimieren die Nebenwirkungen.
Hinweis: Die Kombination von Wirkstoffen aus einer pharmakologischen Gruppe kann zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen ohne eigentliche Wirkverstärkung führen. Die dauerhafte Schmerztherapie sollte aus einer Hand erfolgen.
Nichtmedikamentöse begleitende Massnahmen zur Schmerztherapie
- Berücksichtigung psychischer Aspekte: Ängste nehmen, Vertrauen aufbauen, aufklären
- Kälte-/Wärmeanwendung
- Lagerung, ggf. unter Hilfsmitteleinsatz
- Entspannungstechniken
- Akupunktur
- TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation)
- Musik
- Atemtechnik
- Basale Stimulation
- Ablenkung
- Massage
Hinweise
- Schmerzangaben immer ernst nehmen; verständnisvolle, wertschätzende und einfühlsame Kommunikation mit dem Patienten
- Ursächliche Behandlung von Schmerz versuchen
- Faktoren ausschalten, die zu einer Verschlimmerung der Schmerzsituation führen
- Wichtige Grundsätze der Analgetikaverordnung berücksichtigen: regelmässige Einnahme, möglichst oral, nach WHO - Schema
- Mit Patienten und Angehörigen besprechen:
- Art und Weise der Medikamenteneinnahme
- Wirkungseintritt und Wirkungsdauer
- Risiken, Nebenwirkungen, Nutzen
- Evtl. Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit
Weiterführende Literatur:
- Vgl. auch Expertenstandard: Schmerzmanagement in der Pflege (www.dnqp.de)
- Vgl. auch World Union Of Wound Healing Societies Hrsg. (2004): Konsensusdokument – Reduzierung von Schmerzen bei der Wundversorgung, Medical Education Partnership, London (www.wuwhs.org)
- Vgl. auch EWMA Positionsdokument, Hrsg. Partnership Medical Education LTD (2002): Schmerzen beim Verbandwechsel, London (www.ewma.org)